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Hamburg Ballett 2010

Wie jedes Jahr sind die Ballett-Tage des Festspielhaus Baden-Baden auch im Herbst 2010 dem Hamburg Ballett John Neumeier gewidmet. Diesmal hat der 1942 in Milwaukee geborene Choreograph, der das Hamburg Ballett im Laufe der Jahrzehnte zu einem der bedeutendsten Tanzensembles der Welt formte, sein Ballett „Endstation Sehnsucht“ mit im Gepäck für das Gastspiel in Baden-Baden.

Neumeiers Choreographie „Endstation Sehnsucht“, welche im Jahr 1983 entstand, basiert auf dem gleichnamigen Drama des amerikanischen Schriftstellers Tennesse Williams. Uraufgeführt wurde die Choreographie am 3. Dezember 1983 vom Stuttgarter Ballett, die Premiere mit dem Hamburg Ballett fand am 30. April 1987 statt.

John Neumeiers Ballett beginnt am Ende der Geschichte, welches sich in einer Irrenanstalt abspielt. Der große amerikanische Choreograph begründet diese Entscheidung plausibel: „Man kann ‚Vergangenheit’ nicht tanzen. Im Ballett muss Vergangenheit sichtbare Gegenwart werden. Darum beginne ich da, wo das Schauspiel endet, wo Blanche in Wahnvorstellungen und Erinnerungen noch einmal den Weg zu ihrer Endstation durchmacht.“ Im Zentrum stehen also Wahnvorstellungen und Erinnerungen von Blanche DuBois wie „Der tragische Ausgang ihres Hochzeitstages“, „Der Zerfall von Belle Reve“ oder „Vergewaltigung“.

John Neumeier selbst sagt über das Bühnenwerk von Tennessee Williams, für welches der amerikanische Dramatiker mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde: „Für mich ist ‚Endstation Sehnsucht’ eines der größten Stücke der amerikanischen Literatur. Es fasziniert mich durch das besondere Ambiente und die Problematik der alten Südstaaten“. Musikalisch wird das Ballett im ersten Teil zu Sergej Prokofjews miniaturartigen „Visions fugitives“ für Klavier aus den Jahren 1915 bis 1917 sowie im zweiten Teil zu Alfred Schnittkes im Jahr 1974 uraufgeführter Sinfonie Nr. 1 getanzt. John Neumeier besitzt zu Schnittkes collageähnlichen ersten Sinfonie ein besonderes Verhältnis, denn sie erscheint ihm mit ihren Jazz-Elementen nach langer Suche als ideale Musik für „Endstation Sehnsucht“: „Mir kommt das ganz gespenstisch vor, weil ich manchmal glaube, er habe diese Musik für mich komponiert“, sagt Neumeier. Ursprünglich wollte Neumeier die Sinfonie live spielen lassen, was sich auf Grund der riesigen Besetzung mit 110 Musikern in einem Orchestergraben nicht verwirklichen ließ. So verwendet er bei den Aufführungen stets die Live-Aufnahme der Uraufführung unter Leitung von
Gennadi Roshdestwenskij.

Bewegt wurde John Neumeier zu seiner Choreographie „Endstation Sehnsucht“ durch seine besondere Vorliebe für das Gesamtwerk von Tennesse Williams. Kaum war die Idee zu diesem Ballett geboren, reiste Neumeier nach New Orleans, um sich mit den „typischen louisianischen New-Orleans-Elementen“ vertraut zu machen. Dabei entwarf Neumeier, der übrigens auch Bühnenbild, Kostüme und Lichtregie kreierte, keine genaue Umsetzung der literarischen Vorlage, sondern ließ sich, wie er selbst sagt „von dem Kunstwerk inspirieren“. Nicht nur bei der Stuttgarter Uraufführung sonder auch bei der Hamburger Premiere war die Kulturpresse voll des Lobes über „Endstation Sehnsucht“. So lautet ein Auszug aus einer Kritik der Tageszeitung „Die Welt“: „Diese Premiere wurde zu einem Triumph für John Neumeier und sein Ensemble. Neumeiers “Endstation Sehnsucht“ schöpft die größte Überzeugungskraft aus der Schlüssigkeit, mit der die musikalisch-tänzerischen und die szenischen Komponenten ineinander aufgehen. Und sein Tanztheater gewinnt Stärke gerade dort, wo es sich von den unvermeidlichen Erinnerungen an Vorbilder entfernt und unabhängig macht von Tennessee Williams‘ Psycho-Drama selbst und von Elia Kazans berühmter Verfilmung mit Marlon Brando.“

FESTSPIELHAUS BADEN-BADEN
Hamburg Ballett John Neumeier
„Endstation Sehnsucht“
Freitag, 15. Oktober 2010, 20 Uhr
Samstag, 16. Oktober 2010, 19 Uhr
Sonntag, 17. Oktober 2010, 18 Uhr

John Neumeier: Choreographie und Inszenierung
Hamburg Ballett – John Neumeier

Preise & Tickets

Preise: € 110,00 / 96,00 / 72,00 / 55,00 / 33,00
Ermäßigt: € 101,00 / 88,00 / 64,00 / 50,00 / 30,00

Tickets und Informationen unter www.festspielhaus.de oder Tel. 07221-3013-101

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